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Wenn Muskeln streiken

Der menschliche Körper ist neben vielen anderen Strukturen aus über 650 unterschiedlichen Muskeln aufgebaut. Um ein Lächeln zu erzeugen, arbeiten bis zu 17 Gesichtsmuskeln zusammen. Auch eine Gänsehaut ist nur möglich, weil jedes Körperhaar von einem einzelnen, winzigen Muskel aufgerichtet wird.

Die präzise Steuerung der Muskulatur ist beim Ausführen jeder Bewegung wichtig. Beim Sport werden die Muskeln trainiert und gestärkt. Gerade bei derartigen Aktivitäten kann es aber auch zu Muskelkrämpfen kommen, wobei sich einzelne Muskeln unkontrolliert und schmerzhaft anspannen.

Der Mensch besitzt verschiedene Muskeln

Grundsätzlich werden drei Muskeltypen unterschieden. Skelettmuskeln können willkürlich gesteuert werden und sind nötig, um aktive Bewegungen durchzuführen. Da sie eine regelmässige Struktur aufweisen, werden sie auch (quer-)gestreifte Muskeln genannt. Bei der glatten Muskulatur ist diese Struktur nicht zu erkennen, sie kann nicht bewusst gesteuert werden. Im Gegensatz zur Skelettmuskulatur werden glatte Muskeln nicht direkt vom Gehirn, sondern vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Glatte Muskulatur kommt etwa im Magen und Darm sowie rund um die Blutgefässe vor. Der dritte Muskeltyp ist der Herzmuskel. Dieser weist zwar auch eine gestreifte Struktur auf, kann hingegen nicht aktiv gesteuert werden. Der Herzmuskel kann als einziger Muskeltyp nicht verkrampfen.

So arbeiten die Muskeln

Die Aufgabe eines Muskels ist es, den Körper in Bewegung zu versetzen. Dies geschieht durch Kontraktion, also Verkürzen des Muskels durch Anspannung. Eine aktive Verlängerung ist nicht möglich, entspannte Muskeln können aber gedehnt werden. Daher gibt es für jedes Gelenk zwei gegeneinander arbeitende Muskeln, von denen einer das Gelenk beugt, während der andere das Gelenk streckt. Die Muskeln werden durch Nervenimpulse gesteuert. Die Skelettmuskulatur setzt sich aus roten und weissen Muskelfasern zusammen. Dabei sind die weissen ideal für explosionsartige, starke Bewegungen. Die roten kontrahieren langsamer, sind aber ausdauernder. Da das Verhältnis dieser Muskelfasern von Mensch zu Mensch variiert, sind nicht alle gleichermassen für Kraft- oder Ausdauersport prädestiniert. Dennoch kann jeder und jede die jeweiligen Muskelfasern mit angepasstem Training stärken. Da sich Muskelzellen nicht teilen können, führt das Training lediglich zur Vergrösserung und Stärkung der vorhandenen Zellen.

Neuere Forschungen lassen vermuten, dass Krämpfe
auch durch ein fehlerhaftes Zusammenspiel
von Nerven und Muskeln begünstigt werden

Sport belastet Muskeln unterschiedlich

Jede Sportart beansprucht unterschiedliche Muskeln verschieden stark. Beim Krafttraining können mit Trainingsgeräten gezielt einzelne Muskelgruppen gestärkt werden. Bei anderen Sportarten wie etwa dem Ganzkörper-Workout werden hingegen sehr viele Muskeln gleichermassen genutzt. Grosse Unterschiede gibt es in der Art der Beanspruchung: Beim Schwimmen werden Muskeln beispielsweise weniger ruckartig und sehr viel schonender belastet, als dies beim Joggen oder bei «Stop and Go»-Sportarten der Fall ist. Des Weiteren muss zwischen Kraft- und Ausdauersport unterschieden werden. Während Ersterer die Muskeln nur kurz, aber intensiv belastet, werden die Muskeln bei Letzterem lange, jedoch weniger stark beansprucht.

Was löst die Muskelkrämpfe aus?

Bei Sportlerinnen und Sportlern sind Muskelkrämpfe häufig auf einen Wasser- und Elektrolytverlust zurückzuführen. Getriggert werden diese Verluste durch starkes Schwitzen oder durch zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Hinzu kommt oft eine Überlastung der Muskeln, zum Beispiel wenn der Körper nicht genügend trainiert ist oder wenn sich die betroffene Person überschätzt und zu lange oder zu intensiv trainiert. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass Krämpfe auch durch ein fehlerhaftes Zusammenspiel von Nerven und Muskeln begünstigt werden. Wenn die Reizübertragung vom Nerv zum Muskel nicht koordiniert abläuft, könnte es entweder zu unkon­trollierten elektrischen Reizen der Nervenfasern kommen, die die Muskeln zu stark stimulieren, oder aber die Muskeln reagieren überempfindlich auf normale Reizsignale der Nerven. Wie dem auch sei: Bei einem Muskelkrampf ist schnell Erste Hilfe geleistet. Der verkrampfte Muskel sollte vorsichtig gedehnt werden, bis er sich wieder entspannt. Dabei kann eine sanfte Massage helfen. Der betroffene Muskel sollte danach langsam und behutsam bewegt und belastet werden.

Krämpfe verhindern und behandeln

Das A und O vor dem Sport ist das intensive und insbesondere sanfte Aufwärmen und Dehnen der Muskulatur. Ausreichend Trinken vor und während des Sports – vorzugsweise isotonische Getränke mit genügend Elektrolyten – sowie eine stets ausgewogene Ernährung mit genügend Nährstoffen wie Magnesium, Kalium oder Kalzium sorgen für eine gute Funktion der Muskeln. Ausserdem können im akuten Fall kühlende Gels und Cremes zur äusseren Anwendung verwendet werden. Sie enthalten meist Alkohol; beim Verdunsten entsteht eine intensive Kühlung, die zur Linderung der Muskelschmerzen führt. Wirkstoffe wie Menthol und Arnika verstärken die Wirkung. ‹

Andere mögliche Auslöser für Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe können auch durch Folgendes ausgelöst oder begünstigt werden:

  • Störungen des Mineralhaushalts wie ein Magnesiummangel
  • Eine verminderte Durchblutung
  • Durchfall und Erbrechen
  • In der Schwangerschaft treten Wadenkrämpfe deutlich häufiger auf Dehydrierung durch erhöhten Alkoholkonsum
  • Die Einnahme bestimmter Medikamente
  • Starke Unterzuckerungen