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Was bringen Vitamine und Mineralstoffe?

Vor einigen Jahrhunderten, mitten im Zeitalter der Hexenverfolgungen, litten die Menschen oft unter Mangelernährung. Aufgrund fehlender Mikronährstoffe stand es oft schlecht um ihre Gesundheit. Heute geht es uns da zum Glück wesentlich besser!

Die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung Mitteleuropas haben sich seit dem ausgehenden Mittelalter massiv verbessert. Aufgrund mikroskopischer, makroskopischer und röntgenologischer Untersuchungen an Kinderskeletten konnten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen feststellen, dass damals eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen nicht selbstverständlich war. Zu eintönig waren der übliche Speiseplan und zu teuer oft der Erwerb gesunder und abwechslungsreicher Nahrungsmittel.

So ernährten sich unsere Vorfahren

Während die einfache Bevölkerung sich mit zwei Mahlzeiten täglich begnügen musste, gab es in der Oberschicht und in ländlichen Gegenden bis zu vier Essenszeiten pro Tag. Tagsüber verzehrten die Bauern meist einen ständig über dem Herd köchelnden Getreidebrei, am Abend gab es Suppe mit Brot. Getreide und Getreideprodukte in vielerlei Varianten bildeten also ihre Hauptnahrungsquelle. Die Suppe bestand oft aus Erbsen und Bohnen. Ärmere Menschen konnten sich zwar hin und wieder Eier und Milchprodukte leisten, ihr Eiweissbedarf wurde allerdings hauptsächlich durch den Verzehr von Hülsenfrüchten gedeckt. Fleisch galt als soziales Statussymbol und war eher der wohlhabenden Schicht vorbehalten. Das Wasser hatte normalerweise keine Trinkqualität und war mit Krankheitserregern verseucht. So trank die ganze Bevölkerung inklusive der Kinder je nach Region Bier oder Wein zu den Mahlzeiten.

Häufige Krankheiten

Schaut man sich die damaligen Ernährungsgewohnheiten an, verwundert es nicht, dass einige Krankheiten, die heute nur noch sehr selten vorkommen, an der Tagesordnung waren. Am häufigsten trat ein Vitamin-C-Mangel (Skorbut) auf, der sich besonders in langen Wintern, in denen wenig vitaminreiche Kost zur Verfügung stand, entwickeln konnte. Zahnfleischbluten und Zahnausfall, starker Durchfall und Hautprobleme waren die Folgen. Lange galt die Erkrankung als ansteckend, erst im Jahr 1912 konnte der Nachweis erbracht werden, dass es sich hierbei um einen Vitaminmangel handelt.
Ebenfalls häufig war eine Anämie (Blutarmut) aufgrund eines Eisenmangels. Diese Krankheit wurde nicht nur durch eine eisenarme Ernährung ausgelöst, sondern auch durch Magen-Darm-Infektionen oder den Befall von Parasiten, die beide die Aufnahme des Eisens aus dem Darm verschlechterten. Die Anzeichen für eine Anämie waren Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Atemnot oder Schwindel. Auch Rachitis, ein Vitamin-D-Mangel, wurde 1645 erstmals beschrieben: «Alle Knochen fangen an, schief und krumm zu werden … Der Körper verliert den Schein des Fettseins, die Zähne werden schwarz und faul … Bald hat man Durchfall, bald Verstopfung, endlich kommt ein Schleichfieber und macht dem elenden Leben ein Ende …»

Was sind Vitamine genau?

Ohne Vitamine kann unser Körper nicht funktionieren. Chemisch gesehen handelt es sich um verschiedene organische (kohlenstoffhaltige) Verbindungen, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen, da sie vom Körper selbst nicht hergestellt werden können. Eine Ausnahme bildet hier das Vitamin D, welches der Organismus unter Sonneneinfluss in der Haut selbst produzieren kann. Während beispielsweise Kohlenhydrate oder Fette der Energiegewinnung dienen, besitzen Vitamine keinen Nährwert. Der Körper braucht sie, um lebenswichtige Funktionen aufrechtzuerhalten.

Man unterscheidet zwischen den wasserlöslichen und den fettlöslichen Vitaminen:
– Zu den fettlöslichen Vitaminen gehören die Vitamine A, D, E und K. Sie kommen in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor und können in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden. Eine Überdosierung ist deshalb grundsätzlich, wenn auch nicht oft, möglich. Als sogenanntes «Augenvitamin» wird das Vitamin A bezeichnet, denn ein Mangel kann unter anderem Sehstörungen hervorrufen. Vitamin E dient dem Zellschutz und findet sich reichlich in Milchprodukten, Ölen und Nüssen. Für die Knochengesundheit unentbehrlich ist Vitamin D: Zusammen mit Kalzium sorgt es für den Aufbau gesunder Knochen. Vitamin K schliesslich ist ein wichtiger Gerinnungsfaktor. Ohne dieses Vitamin würden wir unter Blutgerinnungsstörungen leiden.
– Die Gruppe der B-Vitamine und das Vitamin C zählen zu den wasserlöslichen Vitaminen. Sie werden – bis auf das Vitamin B12 – nicht im Körper gespeichert, ein Überschuss wird über die Nieren wieder ausgeschieden. Die B-Vitamine unterstützen viele Stoffwechselfunktionen und sind wichtig für das Nervensystem. Sie haben verschiedene Wirkweisen: So trägt etwa Biotin zur Gesunderhaltung der Haare und Nägel bei, Pantothensäure spielt eine Rolle bei der Wundheilung und Folsäure ist in der Schwangerschaft sowie für die Zellteilung wichtig. Vitamin C unterstützt unter anderem eine normale Funktion des Immunsystems.

Die Rolle der Mineralstoffe

Mineralstoffe sind anorganische (nicht kohlenstoffhaltige) Stoffe, die der Körper vorwiegend aus der Nahrung erhält. Im Vergleich zu den Vitaminen sind Mineralstoffe chemisch sehr einfach aufgebaut. Zusammen mit Vitaminen, Enzymen und Hormonen sorgen sie für den Aufbau von Knochen, Gewebe, Zellen und Zähnen. Zudem übertragen sie Reize oder aktivieren Enzyme. Zu den Mineralstoffen, die wir in grösseren Mengen brauchen, gehören Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Chlor, Phosphor und Schwefel. Sie werden auch Mengenelemente genannt. Daneben gibt es Spurenelemente, die der Körper nur in sehr geringen Mengen braucht. Das sind beispielsweise Chrom, Fluor, Jod, Selen oder Zink.
Auch Mineralstoffe haben vielfältige Aufgaben: Magnesium beispielsweise aktiviert eine Vielzahl von Enzymen und ist am Knochenaufbau beteiligt. Zudem reguliert es die Muskelfunktion sowie die Nervenreizbarkeit. Jod wird zur Synthese des Schilddrüsenhormons Thyroxin gebraucht, Selen ist Bestandteil zweier Enzyme, die am Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone beteiligt sind. Und Zink braucht es wiederum für das Wachstum und die Fortpflanzung.