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Schielen: Alles im Blick 

Schielen ist kein rein kosmetisches Problem, sondern kann zu starken Sehbehinderungen führen. Ebenso kann diese Fehlstellung der Augen ein Hinweis auf andere schwerwiegende Erkrankungen sein.

Schielen, auch Strabismus genannt, ist eine Fehlstellung der Augen. Während sich normalerweise beide Augen parallel in die gleiche Richtung bewegen, kommt beim Schielen ein Auge zeitweise oder dauerhaft von der Sehachse ab. Was bedeutet dies nun für unser Sehen? Blicken wir mit beiden Augen in dieselbe Richtung, entstehen zwei fast deckungsgleiche Bilder, die unser Gehirn zu einem dreidimensionalen Bild zusammenfügt. Schielt aber ein Auge, weichen die beiden Bilder zu stark voneinander ab und unser Gehirn ist nicht in der Lage, sie zu fusionieren.

«Je früher ein Sehfehler entdeckt wird,
desto besser lässt er sich behandeln und beheben.»

Erwachsene Personen nehmen in diesem Fall Doppelbilder wahr und das räumliche Sehen ist gestört. Anders verhält es sich im Kindesalter. Bei den Kleinen unterdrückt das Gehirn die Eindrücke, die es vom abweichenden Auge zugesendet bekommt. Das schielende Auge wird somit nicht richtig genutzt und entwickelt mit der Zeit eine Sehschwäche. Vorwiegend Kinder sind von einer Schielerkrankung betroffen, aber in manchen Fällen kann Strabismus noch im Erwachsenenalter auftreten. Bei jedem neu vorkommenden Schielen sollte zeitnah ein Augenarzt oder eine Augenärztin aufgesucht werden.


Formen und Ursachen des Schielens

Die möglichen Ursachen für eine Fehlstellung der Augen variieren je nach Schielform, bleiben jedoch oftmals unbekannt. Allerdings ist erwiesen, dass Schielen vererblich ist und dass Kinder von schielenden Eltern ebenfalls vermehrt an Strabismus leiden.  Einerseits lässt sich Strabismus durch die Richtung des schielenden Auges definieren wie zum Beispiel Innen- oder Aussenschielen. Andererseits werden verschiedene Schielformen durch deren Auslöser definiert. Ein Schielen ohne Begleiterkrankungen wird als primäres Schielen bezeichnet. Wird die Fehlstellung durch eine Augenerkrankung wie beispielsweise eine Linsentrübung oder Sehnervschwäche hervorgerufen, sprechen wir von einem sekundären Schielen. Werfen wir einen Blick auf einige der häufigsten Schielformen:

  • Begleitschielen ist eine der häufigsten Formen von Strabismus bei Kindern, wobei etwa drei Prozent der Kleinen daran leiden. Bei dieser Erkrankung «begleitet» das schielende Auge das andere stets und der Schielwinkel bleibt immer gleich. Hierbei kann die Fehlstellung angeboren sein oder später auftreten. Auslöser für Begleitschielen können Fehlsichtigkeiten, heftige Infektionen sowie Verletzungen am Auge sein. Auch kann eine Frühgeburt ein Risikofaktor fürs Schielen darstellen. Vielfach bleibt jedoch der genaue Hintergrund unklar.
  • Latentes Schielen, auch verstecktes Schielen genannt, betrifft etwa siebzig Prozent der Bevölkerung. Im Alltag wird dieses leichte Schielen von den Augen durch kleinste Bewegungen ausgeglichen und die Blickrichtung ist parallel. Nur unter
    bestimmten Umständen, wie bei Müdigkeit oder unter Alkoholeinfluss, wird bei den betroffenen Personen der Strabismus sichtbar und sie nehmen Doppelbilder wahr.
  • Lähmungsschielen kann sich bei Kindern sowie Erwachsenen manifestieren. Wie der Name schon andeutet, tritt das Schielen dabei durch eine Nervenlähmung auf, die bewirkt, dass die Augenmuskulatur nicht mehr korrekt funktioniert. Diese Lähmung wird durch Entzündungen oder Muskelerkrankungen verursacht, kann aber zugleich Hinweis auf einen Tumor oder eine Durchblutungsstörung im Augenbereich sein. Eine ärztliche Abklärung ist unumgänglich.

Behandlungsansätze

Ist ein Auslöser bekannt, wird grundsätzlich erst dieser therapiert. Oft wird zunächst eine Brille verschrieben, da Schielen
zumeist mit einer Sehschwäche einhergeht. Bei Kindern werden auch sogenannte Okklusionspflaster eingesetzt, um das schielende Auge zu stärken: Hierbei werden die Augen abwechselnd abgeklebt, um das Gehirn zu zwingen, das sehschwache Auge wieder zu nutzen. Die Fehlstellung wird dadurch deutlich verbessert und kann sogar ganz verschwinden.

Bei Erwachsenen hingegen wird eine spezielle Prismenbrille verordnet, die den Schielwinkel ausgleicht. Ferner kann eine sogenannte Fusionsschulung helfen, die Fehlstellung zu korrigieren. Dabei werden spezielle Sehübungen regelmässig wiederholt. Dieses Training ist allerdings nur bei schwachen Schielformen Erfolg versprechend wie zum Beispiel beim latenten Schielen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Schielwinkel operativ zu verkleinern.

Hilfe, mein Baby schielt!

is etwa zum dritten Lebensmonat ist es ganz normal, dass Babys gelegentlich Schielen, denn das Sehen muss erst erlernt werden und den Kleinen gelingt es nicht immer, die Augen synchron als Paar zu bewegen. Schielt Ihr Kind dauerhaft oder nach den ersten Lebensmonaten noch häufig, sollten Sie einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen. Sind Sie nicht sicher, ob Ihr Kind schielt?

Hier einige Anhaltspunkte:

  • Ist Ihr Kind sehr lichtempfindlich?
  • Hat es Schwierigkeiten, Gegenstände zu greifen, greift vielfach vorbei?
  • Kneift Ihr Kind oft ein oder beide Augen zu?
  • Hat es Probleme, Objekte zu fixieren und ihnen mit den Augen zu folgen?

Bei Unsicherheiten ist immer eine augenärztliche Abklärung ratsam. Je früher ein Sehfehler entdeckt wird, desto besser lässt er sich behandeln und beheben. Bereits mit Beginn des Schulalters sinken die Heilungschancen. Wird nicht therapiert, führt dies zu einer einseitigen Schwachsichtigkeit, die das Kind ein Leben lang begleitet. Das kann nicht nur physische, sondern auch psychische Auswirkungen haben.