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Wellness für die Füsse

Im Herbst verschwinden die Füsse meist für mehrere Monate in Socken und Schuhen. Weshalb man sie aber trotzdem auch im Winter nicht vernachlässigen sollte, erklärt eine erfahrene Fusspflegerin.

Was treffen Sie als Fusspflegerin an, wenn Ihre Klientinnen und Klienten die Schuhe und Socken ausziehen?
Ruth Dölker-Anliker*:
Die Füsse, die ich sehe, sind so verschieden wie die Menschen selbst und etwas sehr Intimes. Manche Füsse sind gesund, andere durch Krankheiten, Unfälle oder seit Geburt deformiert. Viele Menschen beginnen sofort, sich dafür zu entschuldigen. Das finde ich unnötig. Man muss sich für seinen Körper nicht schämen. Füsse haben eine Geschichte. Ich empfinde jeden Fuss als etwas Einzigartiges und Schönes. Im Gespräch mit den Klientinnen und Klienten und beim Spüren ihrer Füsse passe ich die Behandlung an.

Wie sieht eine professionelle Fusspflege aus?
Meine Hauptaufgabe ist das Kürzen der Zehennägel. Ich schaue mir die Nägel und die Haut an und analysiere sie. Je nach Bild entscheide ich mich, welche Behandlung ich anwende. Im Normalfall feile ich mit einer speziellen Maschine, damit keine Risse und Splitter auftreten. Denn beim Schneiden mit der Schere besteht Verletzungsgefahr.

Wie sollen jüngere Menschen ihre Nägel schneiden?
Wenn die Nägel noch recht elastisch sind, kann man gut eine Schere oder einen Knipser benutzen. Am besten schneidet man gerade, auf der Höhe der Zehenkuppe oder ganz wenig darüber. Auch die Ecken sollte man gerade und nicht zu tief hinunter schneiden, da sonst die Nägel einwachsen oder Entzündungen entstehen können.

Was machen Sie mit Hornhaut?
Hornhaut ist eigentlich ein natürlicher Schutz, der sich an besonders empfindlichen Stellen bildet. Man sollte sie deshalb nur entfernen, wenn sie so dick wird, dass Druckstellen entstehen. Man kann sie mit einer speziellen Hornhautfeile abreiben. Aber Achtung, dass man sich dabei nicht verletzt.

Sie sehen wohl auch häufig Fusspilz?
Genau. Wenn er nur zwischen den Zehen auftritt, hilft meist eine Salbe aus der Apotheke. Bevor man sie aufträgt, sollte man die Füsse waschen und den Bereich zwischen den Zehen gut trockenen – mit einem Tuch oder sogar mit dem Föhn. Zudem rate ich, luftdurchlässige Schuhe und Baumwollsocken zu tragen. Diese sollte man täglich wechseln und bei mindestens 60 Grad Celsius waschen. Wenn bereits die Nägel befallen sind, wird es schwieriger. Man kann es mit Salzfussbädern probieren: Zweimal wöchentlich einen Teelöffel Salz in ein Becken mit Wasser geben und die Füsse etwa eine halbe Stunde baden. Hilft das nicht, sollte man ärztlichen Rat einholen.

Fusspilz holt man sich ja häufig in Hallen- und Freibädern oder öffentlichen Wellness- und Saunaanlagen. Wie soll man sich dort verhalten, wenn man anfällig ist?
Badeschuhe können vor Infektionen schützen. Nicht wirksam sind hingegen Duschen gegen Fusspilz. Damit das enthaltene Mittel wirkt, müsste man jeden Fuss mehrere Minuten darunter halten und es danach für einige Zeit einwirken lassen. Der starke Strahl kann zudem Fusspilzschüppchen ablösen und wieder neue Menschen anstecken.

Was tun bei Hühneraugen und Warzen?
Sie verursachen Druckstellen und können Betroffene in der Bewegungsfähigkeit stark einschränken. Deshalb sollte man sie entfernen. Bei Hühneraugen gibt es spezielle Pflaster, welche die schmerzende Verdichtung auflösen, bis sie sich ablöst. Funktioniert das nicht, müssen sie herausgeschnitten werden. Als Fusspflegerin stosse ich da an meine Grenzen. Alles, was «blutig» ist, leite ich an eine Podologin weiter.

Sneakers sind gerade allgegenwärtig. Was halten Sie aus gesundheitlicher Sicht von dieser Mode?
Das ist sicher ein guter Trend. Die Schuhe sind im Grossen und Ganzen bequemer und fussgerechter geworden. Wenn man zwischendurch einmal mit High Heels in den Ausgang geht, ist das nicht schlimm. Doch hohe Absätze fördern die Halluxbildung, wenn man sie häufig trägt. Früher haben besonders Frauen viel zu oft unbequeme Schuhe getragen. Auch manche ältere Menschen mussten in der Kindheit zu eng gewordene Schuhe tragen, wenn kein Geld da war für neue. Diese Auswirkungen sehe ich heute häufig.

Was empfehlen Sie bei Fussschweiss und unangenehmen Gerüchen?
Da sind luftdurchlässige Schuhe aus Textilien und echtem Leder besonders wichtig. Ausserdem kann ein Deodorant für die Füsse und Schuhe helfen oder ein Salbeibad. Und natürlich sollte man regelmässig die Füsse waschen und täglich die Socken wechseln.

Was kann man den Füssen sonst noch Gutes tun?
Wohltuend ist es, sie einzucremen, zum Beispiel mit einer gut fettenden Salbe oder einem feinen Öl. Auch Fussbäder mit Kräutern wie Lavendel oder Arnika sind erfrischend und entspannend. Wer seine Füsse speziell verwöhnen möchte, gönnt sich hin und wieder eine Fussreflexzonenmassage. In einer Partnerschaft kann man sich gegenseitig die Füsse massieren. Kräftigend und anregend ist Fussgymnastik. Und ich empfehle, immer wieder einmal barfuss zu gehen und dabei den Boden zu spüren. Im Sommer auf einer Wiese und im Winter halt in der Wohnung oder sogar im Schnee.

Wann empfehlen Sie, eine Fusspflege aufzusuchen?
Alle Menschen sollten sich hin und wieder etwas Gutes tun. Eine Fuss- und Nagelpflege dient nämlich auch dem Wohlbefinden. Es ist auch eine Art Wellness für die Füsse.

* Ruth Dölker-Anliker ist diplomierte Fusspflegerin mit eigener Praxis in Büren an der Aare (www.atlaslogie-bueren.ch).