Deutsch

Schnarchen: Störende Geräusche in der Nacht

Über die Hälfte der Männer und knapp vierzig Prozent der Frauen in fortgeschrittenem Alter schnarchen. Was kann man gegen das geräuschvolle Atmen tun? Dr. med. Christoph Knaus und Dr. med. Dominik Hinder von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am Kantonsspital Baselland wissen mehr.

Wie kommt es dazu, dass man schnarcht?
Dr. Dominik Hinder*: Im Schlaf kommt es bei jedem Menschen zu einer gewissen Muskelerschlaffung. Davon betroffen sind auch diverse Muskeln im Bereich der Zunge, des Rachens und des Gaumensegels, was zu einem atemabhängigen «Zusammenfallen» dieser Regionen führt. Dadurch kommt es zu Vibrationen, die das Schnarchgeräusch entstehen lassen.

Liegt ein anatomisches Problem vor?
Dr. Dominik Hinder: In der Tat ist die Anatomie verantwortlich, dass die einen Menschen mehr und die anderen weniger oder gar nicht schnarchen. Zusätzlich spielt beispielsweise Übergewicht eine entscheidende Rolle, da unter anderem Fettgewebe in der Zunge und am Hals zu einer generell «engeren» Anatomie führt.

Stimmt es, dass Männer häufiger schnarchen als Frauen?
Dr. Christoph Knaus**: Tatsächlich wird beschrieben, dass die Inzidenz des Schnarchens bei Männern höher sei als bei Frauen. Gründe hierfür können sein, dass Frauen häufiger einen weniger tiefen Schlaf haben und sie dadurch eher vom Schnarchen ihres Mannes gestört sein können. Ein weiterer Grund kann der hormonelle Schutz bei Frauen bis zu den Wechseljahren sein; nach der hormonellen Umstellung wird häufig beobachtet, dass auch Frauen verstärkt schnarchen.

Warum schnarcht die eine Person laut, die andere eher leise?
Dr. Christoph Knaus: Wie auch beim Sprechen ist das Schnarchen vom Resonanzraum rund um den Mund, Mundrachen, die Nase, den Nasenrachen und die Nasennebenhöhlen abhängig; ein anderer Grund kann der Grad des Verschlusses der oberen Atemwege sein. Bei einigen Menschen kommt es in der Nacht wiederkehrend zu einem kompletten Verschluss des Atemweges, gefolgt von einem sogenannten Eröffnungsschnarchen. Dies wäre dann auch ein Hinweis auf das Vorliegen einer sogenannten obstruktiven Schlafapnoe. Weitere Hinweise einer obstruktiven Schlafapnoe können Tagesmüdigkeit, morgendliche Kopfschmerzen, Tagesschläfrigkeit, Bluthochdruck, Konzentrationsstörungen oder Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses sein.

Kann das Schnarchen auch auf eine ernste Krankheit hindeuten?
Dr. Dominik Hinder: Personen, die intensiv schnarchen, sollten ihre Bettpartnerin bzw. ihren Bettpartner fragen, ob Atemaussetzer vorhanden sind. Dabei handelt es sich um Atempausen während mehrerer Sekunden. Treten diese Atempausen gehäuft auf, dann könnte ein Schlafapnoe-Syndrom vorliegen. Hier haben wir es effektiv mit einer Krankheit zu tun, da das Schlafapnoe-Syndrom ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Hirnschlag darstellt. Zudem haben Patienten mit Schlafapnoe ein mehrfach erhöhtes Risiko, einen Verkehrsunfall zu erleiden, da die verminderte Schlafqualität eine vermehrte Tagesschläfrigkeit – zum Beispiel beim Autofahren – begünstigen kann. Aus diesen Gründen ist eine Vorstellung beim Hausarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Schlafmediziner von grosser Bedeutung.

Was löst das Schnarchen in uns aus – und welche Folgeerscheinungen hat das Schnarchen?
Dr. Christoph Knaus: Die Theorie besagt, dass der Atemwegswiderstand durch eine Veränderung der oberen Atemwege steigt. So kommt es beispielsweise bei Personen mit Übergewicht eher zum Schnarchen. Auch das Alter spielt eine Rolle: Wie bereits erwähnt, begünstigen bei Frauen insbesondere die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren das Schnarchen. Weitere Ursachen können zum Beispiel eine schlechte Nasenatmung durch eine verbogene Nasenscheidewand, eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder vergrösserte Gaumenmandeln sein. Der Konsum von Alkohol oder Zigarettenrauch erhöht die Wahrscheinlichkeit des nächtlichen Schnarchens ebenfalls.

Was für Massnahmen empfehlen Sie den Betroffenen?
Dr. Christoph Knaus: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Schnarchen zu reduzieren. So sollte etwa der obere Atemweg auf Engstellen untersucht werden. Liegen diese vor, können verschiedene Hilfsmittel, die zur Nacht angewendet werden, das Schnarchen deutlich reduzieren. Zu diesen Massnahmen zählen zum Beispiel eine Gaumen- oder Zahnschiene, eine Operation für die Begradigung der Nasenscheidewand oder eine Mandelentfernung.

Welche weiteren Möglichkeiten, die Schnarchgewohnheiten zu reduzieren, gibt es?
Dr. Dominik Hinder: Das Wort «Gewohnheiten» passt gut, da mit Veränderungen vom Lebensstil auch das Schnarchen verändert und reduziert werden kann. Wie von Kollege Knaus erwähnt, kann beispielsweise ein abendlicher Alkoholkonsum das Schnarchen verstärken. Auch gewisse Medikamente können einen negativen Effekt haben. Zudem ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung entscheidend, um das Gewicht stabil zu halten. Bei Übergewicht wäre eine Diät zu empfehlen.

Welche Therapie eignet sich für welche Personen am besten?
Dr. Christoph Knaus: Zum einen müssen das Ausmass des Schnarchens und allfällige Atempausen untersucht werden, zum anderen gilt es herauszufinden, ob eine Engstelle im oberen Atemweg besteht. Diese Untersuchungen erfolgen zum Teil in häuslicher Umgebung wie auch im Spital. Die Untersuchung in häuslicher Umgebung umfasst die Aufzeichnung des Schnarchens, des Herzschlags, der Sauerstoffsättigung im Blut, der Lage des Patienten im Bett und der Atmung des Patienten. Die Untersuchung im Spital wäre eine sogenannte Schlafvideoendoskopie. Während dieser Untersuchung wird zuerst ein Medikament zur Sedierung verabreicht, anschliessend erfolgt die Untersuchung des oberen Atemwegs auf Engstellen während des Schlafes bzw. Schnarchens. Dadurch lässt sich der Entstehungsort des Schnarchens analysieren und entsprechend behandeln. Häufig befindet sich dieser Ort hinter der Zunge oder hinter dem weichen Gaumen. Von diesen Untersuchungen hängt ganz entscheidend die weitere Therapie ab. Dies bedeutet, dass nicht per se eine Therapie anzuwenden ist, sondern für jeden Menschen ein individueller Plan erstellt wird.

Wie stehen die Erfolgschancen bei diesen Massnahmen?
Dr. Christoph Knaus: Unter Einhaltung oben genannter Richtlinien stehen die Chancen, das Schnarchen zu reduzieren, gemäss unseren Erfahrungen sehr gut.

* Dr. med. Dominik Hinder, leitender Arzt, Facharzt FMH für Oto-Rhino-Laryngologie, speziell Hals- und Gesichtschirurgie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Hals- und Gesichtschirurgie, Kantonsspital Baselland.
** Dr. med. Christoph Knaus, leitender Arzt, Facharzt FMH für Oto-Rhino-Laryngologie, speziell Hals- und Gesichtschirurgie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Hals- und Gesichtschirurgie, Kantonsspital Baselland.

www.ksbl.ch/kliniken/hals-nasen-ohren/