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Intimbeschwerden richtig erkennen

Ob Juckreiz, Brennen oder ungewohnter Ausfluss: Gerät der Intimbereich aus dem Gleichgewicht, treten unangenehme Beschwerden auf. Doch was tun, wenn da unten etwas nicht stimmt?

Kaum eine andere Körperstelle ist ständig so vielen möglichen Angreifern ausgesetzt wie die weibliche Intimzone. Das stets warme und eher feuchte Klima bietet optimale Lebensbedingungen für Bakterien und Pilze. Während uns der grösste Teil des Keimspektrums zwar schützend zur Seite steht, befinden sich auch einige ungünstige Mikroben unter ihnen. Ist die Scheidenflora ausgeglichen zusammengesetzt, kann sie diese problemlos abwehren. Hadert der Selbstschutz jedoch, sind Juckreiz, übelriechender Ausfluss oder Schmerzen keine Seltenheit. Dann gilt es, dem Übeltäter so rasch wie möglich das Handwerk zu legen und den Beschwerden ein Ende zu setzen.

Ein vielseitiger Schutzmechanismus

Um Störenfriede bestmöglich abzuwehren, ist unsere empfindliche Mitte mit verschiedenen Schutzmechanismen ausgestattet. Der äussere Genitalbereich ist mit Talgdrüsen versehen und hält die Haut geschmeidig und feucht. Risse können so vorgebeugt und kleine Verletzungen rasch ausgeglättet werden. Ein besonders feines Nervengeflecht warnt vor Verletzungen und meldet Schäden unverzüglich. Zudem sorgt eine ganze Armee von «guten» Laktobazillen für einen pH-Wert von vier bis fünf. Dieser sogenannte Säureschutzmantel schützt vor krank machenden Keimen, welche in der leicht sauren Umgebung nur erschwert überleben. Um die Sicherheitsvorkehrungen abzurunden, bildet die Vagina ein Sekret, das Bakterien und Pilze aufnimmt und regelmässig aus dem Körper herausbefördert. Für eine gesunde Intimzone müssen all diese Akteure als Team zusammenarbeiten. Kein Wunder also, dass ein solch komplexes System sensibel auf Störungen reagiert.

Scheidentrockenheit

Wer kennt es nicht: Trockene Haut juckt, wird spröde und rissig – ebenso in der Schamgegend. Eine trockene Vagina schmerzt nicht nur beim Liebesakt, sie beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und begünstigt bakterielle Infektionen. Obwohl meist reifere Frauen davon betroffen sind, können sämtliche Altersklassen unter einer trockenen Scheide leiden. Hauptursache ist die Abnahme der Hormonproduktion, der Durchblutung und der Anzahl «guter» Milchsäurebakterien während und nach den Wechseljahren. Aber auch Medikamente wie zum Beispiel Aknemittel reduzieren die Talgproduktion und trocknen die Schleimhäute aus. Pflegen Sie den äusseren Genitalbereich mit einer befeuchtenden Intimcreme, welche der Scheide die nötige Elastizität zurückgibt. Nahrungsergänzungsmittel mit Sanddorn- oder Nachtkerzenöl und Vitamin E schützen Hautfette und helfen, die Haut von innen her geschmeidig und feucht zu halten.

Vaginalpilz

Starker Juckreiz, Brennen und ein etwas bröckeliger Ausfluss sind mögliche Symptome von einem Scheidenpilz, eine der häufigsten Erkrankungen des weiblichen Genitalbereichs. Rund drei von vier Frauen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Vaginalmykose. In den häufigsten Fällen heisst der auslösende Pilz «Candida albicans», welcher in geringem Mass auch eine natürliche Scheidenflora besiedeln kann. Ungünstige Umstände wie eine Antibiotika- oder Kortisonbehandlung oder ein geschwächtes Immunsystem können zu einem übermässigen Wachstum dieses Hefepilzes führen. Mit einer Creme und Vaginaltabletten z. B. mit dem Pilzmittel Clotrimazol, welches ab 18 Jahren rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, kann die Infektion meist innert weniger Tage behandelt werden. Um andere mögliche Ursachen jedoch auszuschliessen, gehören erstmalig auftretende Symptome ärztlich abgeklärt.

Übelriechender Ausfluss

Das Klima der Schamgegend bietet eine perfekte Lebensgrundlage für Bakterien, leider nicht nur für die «guten». Gewinnen ungünstige Mikroben die Oberhand, können sie schützende Laktobazillen verdrängen und einen Infekt auslösen. Ein übermässiger, grauweisslicher Ausfluss mit charakteristischem Fischgeruch und ein erhöhter pH-Wert sind oft Zeichen für eine bakterielle Vaginose. Dabei kommen verschiedene Verursacher infrage, allen voran der Erreger «Gardnerella vaginalis». Um Komplikationen wie aufsteigende Infekte rechtzeitig zu erkennen und effizient zu behandeln, gehört diese Erkrankung zum Arzt. Die Behandlung umfasst einerseits ein Antiseptikum oder Antibiotikum zur Elimination der Keime. Andererseits lindern Milchsäurepräparate oder Probiotika zum Wiederaufbau der natürlichen Vaginalflora die Beschwerden.

Hochansteckende Chlamydien

Erreger, welche definitiv nicht in die Intimregion gehören, sind Chlamydien. Diese Bakterien sind hochansteckend und zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Obwohl der Befall auch ohne Symptome verlaufen kann, sind Entzündungen der Geschlechtsorgane und Komplikationen wie Unfruchtbarkeit bei der Frau oder Gelenkschmerzen beim Mann gefürchtet. Chlamydien werden in jedem Fall antibiotisch behandelt. Um eine Weiterverbreitung zu verhindern, müssen sämtliche aktuelle und frühere Sexualpartner in jedem Fall mitbehandelt werden.

Herpes

Auch hier stecken Viren hinter der Erkrankung. Der Haupterreger, das Herpes-simplex-Virus Typ 2, wird fast ausschliesslich über sexuelle Kontakte übertragen. Eine Infektion mit Genitalherpes kann unbemerkt und lebenslang ohne Symptome bleiben. Kommt es jedoch zum Ausbruch, zeigen sich meist schmerzenden Bläschen, die aufplatzen und verkrusten. Eine Behandlung mit virenhemmenden Medikamenten im Frühstadium kann dann dafür sorgen, dass die Beschwerden im Rahmen bleiben. Schmerzmittel und gerbstoffhaltige Zubereitungen zur äusserlichen Anwendung bringen zusätzlich Erleichterung. Zu beachten ist, dass eine Ansteckung mit Herpesviren auch dann möglich ist, wenn äusserlich keine Krankheitszeichen wie die typischen Herpesbläschen zu erkennen sind. Eine rein optische Beurteilung des Sexualpartners ist also nicht ausreichend.

Genitalwarzen

Das humane Papillomavirus (HPV) zeigt zunächst keine sichtbaren Hautveränderungen. Dennoch können bestimmte Stämme dieses Erregers Gebärmutterhalskrebs verursachen. Wird Oralsex praktiziert, kann sogar ein Karzinom im Rachenraum entstehen. So weiss man heute, dass nicht nur Rauchen, sondern auch eine Infektion mit HP-Viren das Karzinomrisiko im Mundbereich erhöht. Nur wenige Infizierte bilden hingegen deutlich sichtbare Warzen aus. Eine Warze im Genitalbereich ist somit eher die Spitze des Eisberges, eine Wucherung auf längst infiziertem Gewebe.

Nicht infektiöse Beschwerden

Eine noch eher unbekannte Erkrankung ist «Lichen sclerosus», was so viel wie trockene Flechte bedeutet. Dabei handelt es sich um eine chronisch verlaufende entzündliche Hauterkrankung des äusseren Genitalbereichs. Ständiges Wundsein, Schmerzen, weissliche Flecken und Vernarbungen sind mögliche Symptome. Lichen sclerosus ist keine Geschlechtskrankheit und dementsprechend nicht ansteckend. Körpereigene Abwehrzellen zerstören das elastische Bindegewebe der Unterhaut und lösen Entzündungen aus. Um dies zu verhindern, ist beispielsweise eine konsequente und langfristige Behandlung mit einer Kortisoncreme nötig.

Zum Arzt oder in die Apotheke?

Ob mit der Einnahme gewisser Medikamente, durch ein geschwächtes Immunsystem, Stress oder übertriebene Hygienemassnahmen: Unsere empfindliche Mitte gerät leicht aus dem Gleichgewicht. Scheidenpilz und vaginale Trockenheit können Sie meist unkompliziert nach einer Beratung in Ihrer Apotheke behandeln. Doch nicht immer ist das Ermitteln der Ursache einfach. Das Kennen der auslösenden Faktoren ist für die richtige Therapiewahl aber von zentraler Bedeutung. Um nichts zu verpassen, sollten Sie deshalb erstmalig auftretende Symptome ärztlich abklären lassen. Fühlen Sie sich unsicher? Das Apothekenteam steht Ihnen mit seinem Fachwissen gerne zur Seite und berät Sie im vertraulichen Rahmen über das notwendige Vorgehen sowie Behandlungsmöglichkeiten.

So beugen Sie Intimbeschwerden vor

  • Wischen Sie beim Toilettengang stets von vorne nach hinten. So gelangen keine Bakterien von der Analregion in die Scheide.
  • Stärken Sie Ihre Scheidenflora mit Präparaten auf Milchsäurebasis. Diese sind zur vaginalen Anwendung sowie zum Einnehmen erhältlich.
  • Pflegen Sie Ihre Intimregion regelmässig, aber sanft. Verwenden Sie dazu eine Reinigungslotion mit geeignetem pH-Wert – auf herkömmliche Duschgele sollte verzichtet werden.
  • Unterstützen Sie die Haut nach der Reinigung durch eine rückfettende Intimpflege. So beugen Sie Risse vor, welche als Eingangspforte für Krankheitserreger dienen können.