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Ernährung: Energieschub für den Körper

Nach einem grippalen Infekt oder gar einer echten Grippe fühlt man sich meist erschöpft und schlapp. Beatrice Schöni, Leiterin Ernährungsberatung an der Merian Iselin Klinik Basel, weiss, was dem Organismus neue Kraft und Energie zuführt.

Könnte es sinnvoll sein, den nach einigen «appetitlosen» Krankheitstagen geschwächten Körper mit Dinkelmehl- oder Hafersuppe allmählich wieder an Normalkost zu gewöhnen? Die Ernährungsfachfrau Schöni hält in diesem Fall eine Diät nicht für nötig, macht jedoch auf einige wichtige Punkte aufmerksam. Der Magen-Darm-Trakt soll nicht überfordert werden, sinnvoll sind kleine, über den Tag verteilte Portionen. Das Lustprinzip darf entscheiden, allerdings sollten die Nahrungsmittel gehaltvoll sein und in ausgewogenem Mass Makro- und Mikronährstoffe wie Proteine, Kohlehydrate, Fette, Vitamine und Mineralstoffe liefern. Das während der Erkrankung entstandene Flüssigkeitsdefizit muss mit Wasser, Tee oder auch Bouillon ausgeglichen werden. Wer seinen Tee zuckert, kann dem Getränk eine Prise Salz beigeben – dies gleicht den möglicherweise entstandenen Salzverlust im Körper aus. Was das Lustprinzip anbelangt: Eine Gemüsesuppe mit Reis und Pouletfleisch zum Mittagessen (siehe Rezept), ein Abendessen mit Zimtzucker-Haferbrei und Apfelkompott oder ein mit Kräutern überstreutes Rührei auf Toast gehören nicht unbedingt zu den kulinarischen Highlights. Diese Mahlzeiten sind aber das, was man bekömmlich nennt – und sie bieten viele Nähr- und Aufbaustoffe.

Beatrice Schöni, was ist unter «Superfood» zu verstehen, das den Körper rasch wieder auf Touren zu bringen verspricht?
Beatrice Schöni*: Meist geht es um Früchte und Gemüse, deren gesundheitlicher Nutzen im Vergleich mit anderen Lebensmitteln besonders hoch sein soll. Der Begrifft «Superfood» soll das Gefühl bestärken, es handle sich um ein überdurchschnittlich nährstoffreiches Lebensmittel, das der Gesundheit und dem gesamten Wohlergehen ganz besonders zuträglich und förderlich sei. «Superfood» ist oft nichts anderes als ein Werbeslogan, das heisst es werden Nahrungsmittel beworben, welche die halbe Weltkugel umrundet haben, ehe sie bei uns angelangt sind. Ich meine, wir sollten das regionale Angebot nutzen, das uns ebenfalls mit «Superfood» oder «Powerfood» beschenkt und zur Regeneration unseres Körpers beiträgt.

Welche Nahrungsmittel stehen hier im Vordergrund?
Die Auswahl ist sehr reichhaltig. Nüsse beispielsweise liefern Linolensäure, Proteine, die Vitamine E, A, C und B und wirken entzündungshemmend und antioxidativ. Sie unterstützen zudem die Nervenreizleitung. Heidelbeeren – im Winter aus dem Tiefkühlfach – sind reich an Schutzstoffen wie etwa Betacarotin, einer Vitamin-A-Vorstufe. Geben Sie einen Esslöffel erstklassiges Rapsöl über gedämpftes Gemüse – und Sie haben Ihrem Körper wertvolle essenzielle Fettsäuren zugeführt. Mit Hüttenkäse oder Halbfettquark nehmen Sie Proteine zu sich, die zur Gesunderhaltung Ihrer Muskulatur beitragen. Kartoffeln, Reis, Hirse, Brot und Teigwaren liefern Kohlehydrate zum Energieaufbau. Wissen Sie, dass auch Senf das Label «Superfood» verdient? Nein? Senf hat dank seiner Senföl-Anteile Sinalbin und Sinigrin eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung. Senf in Salatsaucen, in gebundenen Saucen oder auch als Brotaufstrich oder in eingelegtem Gemüse führt dem Organismus überdies Magnesium zu.

Gehört nicht auch Honig auf die «Powerfood»-Liste?
Honig, ein wertvoller Energielieferant, kann nur in beschränkten Mengen produziert werden. Wir sollten deshalb dieses Naturprodukt mit Sorgfalt einsetzen: Ein Kaffeelöffel im abgekühlten Tee oder aufs Brot gestrichen, schenkt dem Körper ausser Zucker wichtige sekundäre Pflanzenstoffe und Enzyme.

Menschen, die ihr Essen nach einem anstrengenden Arbeitstag zubereiten müssen, fällt es schwer, sich ausgewogen zu ernähren.
Wer einfach keine Zeit hat, um Gemüse, Salat und Obst frisch einzukaufen und selbst zuzubereiten, kann auf Tiefkühlprodukte zurückgreifen. Auch vorbereitete und gekühlte Produkte, die als Convenience-Food angeboten werden, sind möglich. Nach einer Erkrankung braucht der Körper ausser Nähr-, Wirk- und Schutzstoffen zudem viel Achtsamkeit, immer wieder Erholungspausen und ausreichend Schlaf. Eine bedachte Reduktion von Stressfaktoren trägt sehr viel zu seiner Erholung bei, ebenso langsames, bewusstes Essen und regelmässige Mahlzeiten. So wappnen Sie sich gegen eine mögliche nächste Grippeattacke!

Beatrice Schönis Rezept für eine stärkende Wintersuppe
Zutaten für eine Portion:

  • 3 dl kräftige, fettarme Bio-Gemüsebouillon (Pulverprodukt)
  • Ein halbes Glas Rundkornreis (Risotto-Reis)
  • Eine Handvoll klein geschnittenes Suppengemüse (allenfalls schon vorbereitet/Convenience): Wirz, Sellerie, Lauch, Rüebli
  • 75 bis 100 Gramm Pouletbrust, in dünne Streifen geschnitten
  • ½ cm frische Ingwerwurzel, Petersilie, Liebstöckel (ersatzweise grüne Blätter von Stangensellerie)
  • Evtl. 1 KL Sojasauce
  • Pfeffer

Zubereitung:
Gemüsebouillon aufkochen, Reis 15 Minuten mitkochen. Gemüse beigeben, 5 Minuten mitkochen. Pouletstreifen ca. 5 Minuten in der Brühe ziehen lassen. Klein geschnittene Ingwerwurzel und Kräuter beigeben, mit Pfeffer und nach Belieben mit Sojasauce abschmecken.
Variante 1: Statt Reis können der Bouillon auch Fadennudeln beigegeben werden, die sehr rasch gar sind.
Variante 2: Das Rezept lässt sich auch nach Grossmutters Tradition zubereiten. Dann ruft die stärkende Brühe anstelle der Bio-Gemüsebouillon allerdings nach einem Suppenhuhn, das langsam während zwei, drei Stunden in einem Gemüsesud ausgekocht wird.
Zu guter Letzt: Suppe in einen hübschen Suppenteller geben – und geniessen. Vielleicht sogar bei Kerzenlicht!

* Beatrice Schöni ist Leiterin Ernährungsberatung an der Merian Iselin Klinik in Basel.