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Burnout: Wenn der Stress Sie auffrisst

Vom Burnout-Syndrom sind in der Schweiz zehn bis zwanzig Prozent der arbeitenden Bevölkerung betroffen. Die Erkrankung macht sich durch Symptome wie grosse Erschöpfung oder sogar Depressionen bemerkbar.

Der Begriff «Burnout» wurde erstmals in den 70er-Jahren vom amerikanischen Psychiater Herbert Freudenberger verwendet. Als einer der Ersten beschrieb er die Symptome und führte eine umfassende Studie zum Burnout-Syndrom durch. 1980 veröffentlicht er ein Buch mit dem Titel «Ausgebrannt. Die Krise der Erfolgreichen».

Ausbrennen auf kleiner Flamme

Wörtlich übersetzt bedeutet «Burnout» denn auch «von innen heraus brennen, ausbrennen». Es handelt sich also um eine schleichende Zermürbung, die im beruflichen Umfeld entsteht. Die Gründe? Grosser und wiederholter Stress. Stress ist eine Reaktion des Körpers, die ihn bei Gefahr in Alarmbereitschaft versetzt. Das Problem: Heutzutage leben wir ständig unter Zeitdruck. Jeder hält sich rund um die Uhr auf Abruf bereit. Ergebnis: Der Körper ist ständig erschöpft und diese Grunderschöpfung wirkt sich auf das Gemüt aus. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und Qualitäten, Selbstabwertung, Reizbarkeit – sehr schnell kommt so zur körperlichen eine emotionale Erschöpfung dazu.

Wenn der Stress chronisch wird

Stress an sich ist eigentlich nichts Schlechtes. Im Gegenteil, seit jeher sichert er das Überleben der Menschheit. Seinetwegen können wir im Angesicht der Gefahr mit Kampf oder Flucht reagieren. Die Erhöhung der Herzfrequenz, das Zusammenziehen der Blutgefässe, das Ansteigen des Adrenalinspiegels und ähnliche Reaktionen machen uns aufmerksamer und leistungsfähiger. Zu schweren Problemen kann es jedoch kommen, wenn der Stress chronisch wird und den Körper permanent in Alarmbereitschaft versetzt. In diesem Fall produzieren wir zu viele Stresshormone, vor allem Adrenalin und Cortisol. Es wurden eindeutige Zusammenhänge zwischen erhöhten Cortisolwerten und physiologischen Störungen belegt, die im Laufe der Zeit die Anfälligkeit für gesundheitliche Probleme erhöhen.

Von der Erschöpfung zur Gleichgültigkeit

Die Erschöpfung, die ein Burnout auszeichnet, tritt nicht plötzlich und ohne Vorwarnung ein. Der Zusammenbruch kündigt sich durch Symptome an, die entweder der betroffenen Person selbst oder ihrem Umfeld auffallen können. Stellt man mehrere dieser Symptome fest, ist es höchste Zeit, diese auch ernst zu nehmen und rechtzeitig zu reagieren.
Zu den ersten Anzeichen gehören vor allem Schlafprobleme (Schlaflosigkeit mitten in der Nacht oder gegen Morgen, Einschlafschwierigkeiten etc.), die u. a. zu einer Einnahme von Schlafmitteln verleiten. Häufig kommt es auch zu Hautproblemen (Allergien, Psoriasis, Juckreiz), zu diffusen Schmerzen wie beim chronischen Erschöpfungssyndrom, zubegrenzten Schmerzen (Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Sehnenentzündung etc.) oder auch zu Kopfschmerzen, Migräne, Schwächeanfällen oder Schwindel. Typisch für ein Burnout ist auch ein Gefühl der Wertlosigkeit.

Eines Tages bricht alles zusammen

Zu Beginn sind sich die Betroffenen ihrer Situation oft nicht bewusst, ebenso wenig wie ihre Umgebung. Sie denken unaufhörlich an ihre Arbeit, stehen immer parat und ziehen das Tempo in ihrem Leben auf wahnwitzige Geschwindigkeiten an, ohne das unbedingt selbst zu bemerken. Auf diese Weise verlieren sie den Kontakt zu sich selbst, vergessen sich und erkennen schliesslich ihre Grenzen nicht mehr. Die Vorstellung, Freude an der Arbeit zu haben, verblasst immer mehr vor dem Hintergrund zunehmender Verpflichtungen. Gleichzeitig wächst die Ruhelosigkeit, das Selbstwertgefühl wird immer schwächer und Gleichgültigkeit macht sich breit.
Und dann, eines Tages, bricht plötzlich alles zusammen, wie Patrick (Name geändert) beschreibt: «Eines Morgens brach ich mitten in einem Arbeitsmeeting in Tränen aus. Ich stand auf, verliess den Raum, fuhr nach Hause und verkroch mich dort. Ich hatte den Bogen zu lange überspannt.» So ein Zusammenbruch betrifft alle Aspekte der Persönlichkeit: Er findet gleichzeitig auf psychischer, emotionaler und körperlicher Ebene statt. Das kann sich auch in einer schweren Depression äussern.

Verschiedene Schweregrade

Das Burnout ist ein Prozess, kein Zustand, und kann in verschiedenen Schweregraden auftreten. Die Betroffenen müssen auch nicht erst ganz abstürzen, bevor sie sich wieder erholen können. Aber wie können Sie unterscheiden, ob Sie einfach nur erschöpft sind oder unter einem Burnout leiden? Mehrere Anzeichen sollten Sie hellhörig machen, vor allem dann, wenn sie schon seit längerer Zeit bestehen:

  • Sie werden schneller müde und haben morgens häufig Schwierigkeiten mit dem Aufstehen.
  • Sie arbeiten immer mehr, während Ihre Arbeitsleistung ständig sinkt.
  • Sie haben den Eindruck, dass Ihre Bemühungen selten bemerkt werden.
  • Sie fühlen sich immer lustloser.
  • Sie vergessen manchmal Ihre Verabredungen.
  • Sie sind reizbarer.
  • Sie treffen sich immer seltener mit jenen Menschen, die Ihnen nahestehen.

Der Weg aus der Spirale

Wer ein Burnout überwinden will, braucht Hilfe von aussen. Eine Therapie kann hier wertvolle Dienste leisten. Für eine Heilung muss man an sich arbeiten, um seine zentralen Wünsche auf persönlicher wie auf beruflicher Ebene auf den Prüfstand zu stellen und seine Grenzen zu erkennen.
Sich Grenzen zu setzen, ist in unserer heutigen Online-Gesellschaft gar nicht so einfach. Versuchen Sie so oft wie möglich, den Laptop im Büro zu lassen. Es ist nicht zielführend, sich abends noch um Ihre E-Mails zu kümmern. Gehen Sie lieber am nächsten Tag früher ins Büro und beantworten Sie sie ausgeruht und mit klarem Kopf! Natürlich sind auch mal Ausnahmen möglich, aber sie sollten wirklich nur vereinzelt auftreten.
Auch die Qualität des Privatlebens ist von grosser Bedeutung, um abschalten zu können. Es ist ebenso wichtig, Zeit mit seinen Lieben zu verbringen, wie Zeit für sich selbst zu reservieren – und sich auch wirklich daran zu halten.

So können Sie sich schützen

Nein sagen ist erlaubt.
Es ist nichts Schlimmes daran, ab und zu einmal Nein zu sagen. Und das gilt nicht nur für diejenigen, die von Ihrer übermässigen Professionalität profitieren könnten – manchmal muss man auch sich selbst gegenüber Nein sagen können.

Schlafen Sie ausreichend.
Nicht alle brauchen acht Stunden Schlaf pro Tag, aber versuchen Sie auf jeden Fall, einen regelmässigen Schlafrhythmus einzuhalten. Schlaf ist immer noch die beste Methode der Erholung.

Treiben Sie Sport oder suchen Sie sich ein Hobby.
Regelmässig eine Stunde spazieren zu gehen oder Fahrrad zu fahren oder einen Fotokurs zu besuchen hilft Ihnen beim Entspannen und lässt berufliche Probleme in den Hintergrund treten.

Nutzen Sie neue Kommunikationstechniken.
Dank Internet, Smartphone und Laptop können Sie Ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Angestellten inzwischen die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten.

Entrümpeln Sie Ihre Freizeit.
Verplanen Sie nicht jede freie Minute, sondern lassen Sie ausreichend Zeit für ein gelegentliches Mittagessen oder Treffen mit Freunden unter der Woche. So füllen Sie Ihre Energiespeicher am besten wieder auf!

Hilfe aus der Apotheke zur Vermeidung von Burnout

  • Magnesium hilft bekanntermassen, das Gleichgewicht von Nerven und Muskeln zu erhalten. In Form einer Kur verbessert es deutlich die Stresstoleranz.
  • Eine Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (DHA) kann ebenfalls Stress und Unruhe lindern und unterstützt positive Emotionen (Gelassenheit, Wiedererlangen von Energie etc.).
  • Die Vitamine der B-Gruppe spielen eine wichtige Rolle in der Reizleitung des Nervensystems. Da sie durch Magnesium aktiviert werden, empfiehlt sich bei Stress eine kombinierte Anwendung.
  • Mithilfe bestimmter pflanzlicher Wirkstoffe, sogenannter Adaptogene, zum Beispiel aus Ginseng, Taigawurzel oder Rosenwurz lässt sich die Widerstandsfähigkeit gegen chronischen Stress erhöhen.
  • Auch einige ätherische Öle können die Stressreduktion unterstützen: Neroli wirkt beruhigend bei Unruhe, Hyperaktivität und Schlaflosigkeit. Majoran hilft gegen Unruhe und Stress und wirkt ausgleichend bei nervösen Störungen. Basilikum ist empfohlen bei Schlaflosigkeit durch geistige Überarbeitung oder Angstanfällen und fördert das Loslassen.
  • Wer unter Nervosität und erhöhter Reizbarkeit bis hin zu Ein- und Durchschlafstörungen leidet, finde mit pflanzlichen Präparaten, die Pestwurz, Passionsblume, Baldrian oder Melisse enthalten, zur Ruhe.

Nicht immer ist die Arbeit schuld

Nicht immer ist das berufliche Umfeld die Ursache für ein Burnout. So ist die Mutterschaft beispielsweise zwar oft eine grosse Quelle der Erfüllung, manchmal führt sie jedoch auch zur Überarbeitung. Daher betrifft das Burnout-Syndrom vor allem auch Mütter, wenn sie von einer körperlichen und psychischen Erschöpfung übermannt werden, von der sie sich nicht erholen können. Der Grund dafür liegt oft in ihrem Bemühen, ständig alles richtig zu machen und alles unter Kontrolle zu haben, um einem imaginären Mutterideal zu entsprechen. Auch in diesem Fall ist professionelle Hilfe empfehlenswert.