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Starten Sie richtig vorbereitet in die aktive Saison!

Die positiven Effekte von Bewegung auf die Gesundheit sind unbestritten. Wenn man seine Leistungsfähigkeit allerdings überschätzt, kann es schnell zu kleinen Unfällen mit schmerzhaften Folgen kommen.

Rund ein Viertel aller Verletzungen passieren beim Sport. So wird in der Schweiz von über 200 000 Sportunfällen pro Jahr ausgegangen. Beim Wintersport kommt es mit ca. 30 Prozent zu den meisten Zwischenfällen, gefolgt von Ballspielen, insbesondere Fussball. Jede Sportart kann grundsätzlich ein Verletzungsrisiko in sich bergen, wobei die meisten Unfälle vermeidbar wären. Was zu tun ist, wenn sich dennoch ein Missgeschick ereignet, zeigen die folgenden Beispiele.

Fall 1: Schürfwunde

Melanie (55) macht einen Veloausflug in den Nachbarort, wo sie in einem unachtsamen Moment bei moderatem Tempo stürzt. Dabei zieht sie sich leichte Schürfwunden zu. Ein Passant empfiehlt ihr, die nahe liegende Apotheke aufzusuchen, wo sie fachgerecht verarztet wird.
Zunächst reinigt der Apotheker die Wunden von Schmutzpartikeln und kleinen Steinchen. Er spült die Verletzungen mit lauwarmem Wasser. Danach wird desinfiziert. Kleine Verletzungen kann Melanie an der Luft heilen lassen, eine grössere und nässende Schürfwunde am Unterarm wird aber im Sinne der feuchten Wundheilung mit Wundgel oder -salbe gepflegt. Zum Abdecken wird eine Gaze, die nicht mit der Wunde verklebt, mit einer selbsthaftenden Binde befestigt. Zum Duschen gibt der Apotheker noch wasserdichte Wundschnellverbände mit. Damit die Wunde schneller heilt, empfiehlt er zudem homöopathische Arnikakügelchen in C30.
Achtung Wundstarrkrampf: Über Schürfwunden ist es möglich, sich mit dem Tetanuserreger anzustecken. Da Melanie aber im Alter von 45 Jahren ihren Tetanusschutz aufgefrischt hat, hat sie dahingehend nichts zu befürchten. Eine Erneuerung des Impfschutzes wird erst wieder mit 65 fällig.

Fall 2: verstauchte Hand

Reto (24) ist über die warme Jahreszeit ein begeisterter Skater. Knie- und Ellenbogenschützer gehören für ihn zur Standardausrüstung und geben ihm Sicherheit. Das scheint ihm vor allem heute wichtig, da er nach der Winterpause nicht mehr so sicher auf den Rollen steht. Bei einem unachtsamen Bremsmanöver fällt er dennoch zu Boden. Dabei stützt er sich auf der linken Hand ab. Ein stechender Schmerz bei Belastung und ein Anschwellen des Handgelenks führen Reto in die Apotheke.
Da sich der Unfall eben erst ereignet hat, wird das Handgelenk nach dem PECH-Schema (siehe Box) behandelt. Ein weiteres Anschwellen soll verhindert werden. Mit einer speziellen Kühlbandage erreicht die Apothekerin, dass das Gelenk bei gleichzeitiger Kompression gekühlt wird. Reto hat – wie es bei einer Verstauchung (Distorsion) üblich ist – das normale Bewegungsausmass des Handgelenks durch den harten Aufprall überschritten. Danach ist das Gelenk aber im Gegensatz zur Verrenkung (Luxation) gleich wieder in seine Ausgangslage zurückgekehrt. So spürt er momentan nur noch leichte Schmerzen bei Belastung. Sein Gelenk muss er dennoch für einige Tage ruhig stellen. Ein Schmerzpflaster mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen oder Zubereitungen aus Arnika, Wallwurz oder essigsaurer Tonerde unterstützen den Heilungsprozess.

Fall 3: Tennisarm

Fritz (65) ist ein leidenschaftlicher Tennisspieler. Über den Winter spielte er mit seinem Kollegen nur selten in der Tennishalle. Da sein Tennisclub nun aber die Plätze im Freien geöffnet hat, trainiert er wieder mehrmals pro Woche. Seit ein paar Tagen verspürt Fritz allerdings belastungsabhängig Schmerzen an seinem Ellenbogen, der deutlich geschwollen und gerötet ist.
Fritz hat sich einen Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis) zugezogen. Ausgelöst wird er durch übermässige Bewegungen bei meist geschlossener Faust. Durch stete Belastung der Greif- und Unterarmmuskulatur kommt es zu einer Reizung der Sehnenansätze. Bei Fritz war die plötzliche Überanstrengung durch zu häufiges Tennisspielen zu Saisonbeginn auslösend. Tennis steckt allerdings nur in etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle hinter diesen Beschwerden. Auch Squashspieler, Surfer, Kletterer oder Fechter zählen zur Risikogruppe. Sogar stereotype Bewegungen wie Heckenschneiden können Auslöser sein. Nur selten ist eine Operation nötig. Meist helfen Schonung, Kühlung, entzündungshemmende Schmerzgele oder -tabletten, spezielle Massagen, Stretching oder eine sogenannte Epicondylitisspange, die man in der Apotheke anmessen lassen kann und die entlastend wirkt.

Fall 4: Muskelzerrung am Oberschenkel

Lisa (36) hat sich fest vorgenommen, im Frühling regelmässig im Wald joggen zu gehen. Da sie heute länger im Büro bleiben musste, beschliesst sie, das lockere Aufwärmtraining ausfallen zu lassen und sprintet zügig los. Als sie bald darauf über einen Baumstamm springt, verspürt sie krampfartige Schmerzen am Oberschenkel. Da sie sich nicht richtig aufgewärmt hat, hat sich Lisa eine Zerrung zugezogen, also eine Überdehnung von einzelnen Muskelfasern. Zum Glück kam es nicht zu einem Einriss von einzelnen Muskelfasern oder gar einem kompletten Muskelriss.
Für Lisa ist es wichtig, das Training sofort abzubrechen. Als sie zu Hause ist, kühlt sie die betroffene Stelle für etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten und wiederholt diesen Vorgang mehrmals über zwei Tage. Ausserdem führt sie leichte Dehnungsübungen durch, um die Regeneration des Muskels anzuregen. Durch ein entzündungshemmendes und schmerzstillendes Gel erreicht sie die darauffolgenden Tage Linderung. Nach drei Wochen Trainingspause ist Joggen wieder möglich. Aufwärmen gehört für sie nun aber immer dazu.

PECH-Schema

P wie Pause: Sofortiger Abbruch der sportlichen Aktivität.
E wie Eis: Kältepackungen, Eis oder kaltes Wasser helfen, die Schwellung und einen möglichen Bluterguss zu reduzieren. Gekühlt wird zunächst im Stundentakt für fünfzehn bis zwanzig Minuten, später auch seltener.
C wie Compression: Unmittelbar nach der Kälteanwendung sollte mit einer elastischen Binde ein Druckverband angelegt werden, um weitere Einblutungen und eine Schwellungen zu lindern.
H wie Hochlagern: Über Herzhöhe ist optimal.

Wann zum Arzt?

  • Bei starken Schmerzen im Gelenk-, Muskel- oder Knochenbereich, die vor allem auch in Ruhe bestehen bleiben und von einer deutlichen Schwellung begleitet sind (z. B. Verdacht auf Bänderriss, Muskelriss oder Knochenbruch).
  • Bei Verdacht auf Wirbelsäulenbeteiligung oder Schädelverletzungen.
  • Bei Blutungen an Schädel, Ohr oder Augen.
  • Bei grossflächigen Wunden.
  • Bei oberflächlichen Verletzungen ohne Tetanusschutz.
  • Wenn Blutverdünner eingenommen werden (Gefahr innerer Blutungen).
  • Wenn Grunderkrankungen wie z. B. eine Osteoporose vorliegen (erhöhtes Frakturrisiko).