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Doping: Was ist erlaubt, und was nicht?

Von Armstrong bis Zülle – der Sport wird regelmässig von Dopingskandalen erschüttert. Mit illegalen Substanzen und Methoden soll die Leistung gesteigert werden. Und längst ist Doping auch im Freizeitsport angekommen.

Die norwegische Skilangläuferin Therese Johaug verbrannte sich im August 2016 die Lippen während eines Höhentrainings auf der Seiser Alm in Südtirol. Als der Teamarzt den Zustand bemerkte, besorgte er ihr zwei Cremes. Die erste half ihr nicht, also verwendete die Sportlerin kurz darauf die zweite. Diese wirkte, enthielt aber ein anaboles Steroid (Clostebolacetat), das auch als Dopingmittel missbraucht werden kann. Bei einer Dopingkontrolle im September wurde Johaug prompt positiv getestet und später für 18 Monate gesperrt. Es lag ein Versehen des Arztes zugrunde. Ein deutlicher Hinweis auf der Packung wurde übersehen.

Sport und Doping

Sport macht Spass, gibt Selbstbewusstsein und ist gut für die Gesundheit. In unserer leistungsorientierten Welt geht es aber um mehr: Anerkennung, Ruhm, persönlichen Ehrgeiz, Klicks im Social-Media-Bereich und nicht zuletzt um jede Menge Geld. So wird beispielsweise das Vermögen der bekanntesten Tennisstars, Fussballspieler und Formel-1-Piloten auf Hunderte Millionen geschätzt.

Gleichzeitig werden die Unterschiede an der Spitze immer kleiner und Hundertstelsekunden entscheiden über Sieg oder Niederlage. Der Konkurrenzdruck ist enorm und die verfügbare Zeit für eine sportliche Karriere ist kurz. Die Versuchung, zu dopen, das heisst mit leistungssteigernden Wirkstoffen und Methoden nachzuhelfen, ist deshalb gross.

Doping betrifft jedoch nicht nur den Spitzensport. Auch im Freizeit- oder Amateursport ist es anzutreffen. Bei einer Befragung aus dem Jahr 2007 mit wettkampforientierten Ausdauersportlern gaben fast zehn Prozent an, derzeit unerlaubte Substanzen zu nehmen oder diese früher einmal ausprobiert zu haben.

Risiken und Nebenwirkungen

Doping schadet zum einen dem Sport und ist unfair gegenüber den sauberen Athleten und den Fans. Zum anderen stellt Doping auch ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar: Leberschäden, Herzinfarkte, Suchtprobleme, psychische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Potenzprobleme sind nur einige der unerwünschten Wirkungen, die beim Gebrauch von Dopingmitteln auftreten können. Illegal bestellte Ware kann zudem Verunreinigungen und falsche Inhaltsstoffe enthalten. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um legale oder illegale Dopingmittel oder offiziell zugelassene Arzneimittel handelt. So können beispielsweise auch Schmerzmittel, die oft im Amateursport eingenommen werden, starke Nebenwirkungen auslösen und Warnsignale des Körpers unterdrücken.

Vorsicht mit Medikamenten

Scheinbar harmlose und rezeptfreie Medikamente wie zum Beispiel Erkältungsmittel oder Lutschtabletten gegen leichte Höhenbeschwerden können zu einem positiven Dopingtest führen. Deshalb müssen sich Profisportler vor jeder Medikamenteneinnahme versichern, dass im Produkt keine verbotene Substanz enthalten ist. Wie der beschriebene Fall von Therese Johaug zeigt, kann eine kleine Unachtsamkeit eine lange Sperre zur Folge haben.

Wo finde ich Informationen?

Informationen darüber, welche Substanzen und Medikamente verboten sind sowie eine für die Schweiz gültige Dopingliste finden Sie bei der Stiftung Antidoping Schweiz (www.antidoping.ch). Dort steht eine Datenbank zur Verfügung, die nach Wirkstoffen und Medikamenten durchsucht werden kann. Auch eine App für Smartphones kann heruntergeladen werden. Internationale Informationen sind wiederum bei der World Anti-Doping Agency erhältlich (WADA, www.wada-ama.org). Gerne können Sie sich auch an Ihre Apotheke wenden, welche mit dem Thema Doping bestens vertraut ist und kompetent Auskunft geben kann.

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel oder Supplemente («supplements») werden gezielt für den Sport- und Fitnessmarkt entwickelt und vermarktet. Typische Beispiele sind Aminosäuren wie die BCAAs, Proteine wie Molkenprotein («Whey Protein»), Mineralstoffe wie Magnesium, Kohlehydrate wie Traubenzucker und pflanzliche Extrakte wie Guarana.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sie bei Sportlern sehr beliebt sind. Grundsätzlich können solche Produkte in der Regel relativ problemlos eingenommen werden. Dennoch ist Vorsicht geboten, weil auch zunächst harmlos scheinende Nahrungsergänzungsmittel unter Umständen Dopingmittel enthalten oder mit ihnen verunreinigt sein können. Dies trifft vor allem auf Produkte mit einer per se zweifelhaften Qualität zu, die zum Beispiel aus dem Ausland importiert und/oder über das Internet bestellt werden.

Erlaubte Wirkstoffe und Medikamente

Die Stiftung Antidoping Schweiz publiziert neben der Liste der verbotenen Stoffe auch eine Liste mit erlaubten Medikamenten für einfache Erkrankungen wie beispielsweise Allergien, Akne und Magen-Darm-Beschwerden. Denn Sportler sollen natürlich auch die Möglichkeit haben, sich im Falle einer Krankheit ohne Risiko zu behandeln. Mit etwas mehr Vorsicht und besserer Aufklärung hätte dann wohl auch die Sperrung der Skilangläuferin Therese Johaug verhindert werden können.

Anabolika, EPO, Amphetamine und Co.

Welche Substanzen und Methoden werden für das Doping angewendet? Im Folgenden ist eine kleine Auswahl zusammengestellt:

Anabole Steroide, die auch als Anabolika bezeichnet werden, fördern den Aufbau der Muskulatur, senken den Fettanteil des Körpers und verkürzen die Erholungsphase. Es existieren zahlreiche Vertreter – der bekannteste ist das männliche Sexualhormon Testosteron. Missbrauchsgefährdet sind nicht nur ältere Sportler, sondern auch Jugendliche, denn nie zuvor war der Wunsch nach Muskeln und sportlichem Aussehen so gross wie heute. Von einer Anwendung ist aufgrund der gefährlichen Nebenwirkungen jedoch dringend abzuraten.

EPO ist die Abkürzung für Erythropoetin, ein natürliches Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen fördert und so die Sauerstoffversorgung der Muskulatur erhöht. Damit werden Fitness und Ausdauer gefördert. Der bekannteste EPO-Verwender war Lance Armstrong, der siebenfache Gewinner der Tour de France. Armstrong hatte sich bei jeder Tour Dopingmittel verabreicht und gilt als einer der grössten Betrüger der Sportgeschichte.

Stimulanzien wie Kokain und Amphetamin sind insbesondere während der Wettkämpfe verboten. Diese gefährlichen Stoffe geben Energie, euphorisieren, halten wach, fördern die Konzentration, machen aggressiv und verbessern die Atmung. Problematisch ist vor allem ihr hoher Suchtfaktor.

Opioide wie Morphin wirken schmerzlindernd und beruhigend. Sie werden zum Beispiel dort missbraucht, wo eine ruhige Hand benötigt wird. Opioide können eine schlimme Abhängigkeit auslösen und das Leben bei einer Überdosis gefährden.

Beim sogenannten Eigenblutdoping werden aus dem Blut des Sportlers rote Blutkörperchen gewonnen, die ihm vor dem Wettkampf als Infusion wieder verabreicht werden. Dadurch kann – wie nach einer EPO-Therapie – vom Kreislauf mehr Sauerstoff transportiert werden.

Geschichte des Dopings

Doping hat eine lange Geschichte und wurde schon in der Antike von den Römern und Griechen praktiziert. Damals noch in Form von Wein, Pilzen, Heilpflanzen, ja sogar Tierhoden. In der Neuzeit blieb die medikamentöse Leistungssteigerung zunächst noch lange legal. Im Jahr 1928 hat der Weltleichtathletikverband IAAF allerdings erstmals leistungssteigernde Substanzen verboten. In den 1960er-Jahren wurden die ersten Kontrollen durchgeführt und erst 1967 publizierte das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine erste Dopingliste. Die World Anti-Doping Agency (WADA) wurde 1999 gegründet.